Samstag, 5. September 2015

Perspektive III = Δ schließt den Kreis



I did my best but, it wasn’t much
I couldn’t feel, so I tried to touch
I’ve told the truth, I didn’t come to fool you
And even though it all went wrong
I’ll stand before the Lord of Song
With nothing on my tongue but Hallelujah

Leonard Cohen - Hallelujah

Eigentlich sollte diese Perspektive-Reihe über mindestens fünf Texte gehen, doch der dritte wollte einfach nicht zusammenkommen, weshalb ich nun vier und fünf in einen Text fasse. Außerdem ist ein Dreieck ein Kreis, also passt es doch ziemlich gut hier den Kreis zu schließen.

Irgendwann in den 90er Jahren an einem Samstagmorgen um sieben Uhr saß ich vor dem Fernseher und schaute mir die X-Men an. Dieser Satz beschreibt glaube ich am besten einen Großteil meiner Kindheit. Spiderman, Wolverine, Batman und Superman, dies waren die Helden, mit denen ich aufgewachsen bin. Doch gab es auch einen Charakter, der nicht annähernd ein Held war, mich jedoch trotzdem immer faszinierte: Edward Nygma alias der Riddler.
Für diejenigen, die den Riddler nicht kennen sollten, er ist einer der Superschurken aus dem DC Universum und ein Erzfeind von Batman. Und wie sein Name schon vermuten lässt, ist er besessen von Rätseln. Und das war ich auch schon immer, daher ist es nicht sehr verwunderlich, dass ich mich so sehr für diesen Charakter begeistern konnte.

Rätsel sind etwas grandioses. Für manche braucht man ne Menge Wissen, für andere muss man einfach nur über einen gewissen Grad an Logik verfügen, was jedoch ein gutes Rätsel ausmacht ist die eindeutige Lösbarkeit, egal wie schwer es ist.

Eines der frühesten Rätsel, die mir begegneten ist das Rätsel der Sphinx in der Ödipus Sage.

Es ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein mit der Zahl seiner Füße; aber eben wenn es die meisten Füße bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit seiner Glieder ihm am geringsten.


Ich habe mir relativ lange den Kopf darüber zerbrochen und fand dennoch keine Lösung, doch sobald mir die Lösung zu dem Rätsel gesagt wurde, war es natürlich sehr logisch, dass dies die einzige Lösung sein kann.

Ein gutes Rätsel zu lösen ist meist sehr schwer. Ein gutes zu stellen ist meistens noch schwerer. Zum lösen eines Rätsels muss man sich meistens von dem wörtlichen Konstrukt lösen und die Hinweise aus einem anderen Winkel oder in einem anderen Licht betrachten. Stellt man aber ein Rätsel, so muss man noch viel mehr machen. Man muss sich in den anderen Menschen hinein versetzen. Man muss versuchen seine Gedankengänge vorher zu sehen und ihm einen Weg beschreiben, der ihm schließlich die Lösung zeigt.
Der (Lösungs)weg kann dabei dem gelben Ziegelsteinweg aus dem Zauberer von Oz gleichen und den Gegenüber gleich zur Lösung führen, so wie der Ziegelsteinweg zur Smaragdstadt führt, er kann aber auch sehr verworren und irreführend sein, so wie das Wunderland in dem sich Alice verirrt.

Liza në botën e çudirave, die Albanische Version von Alice im Wunderland, war eine der Geschichten, die mich damals auf der dreitägigen Busreise nach Deutschland mit begleitet haben und das Wunderland fasziniert mich auch heute noch. So wie Dexter = Rechts, so ist D = R.
Lassen wir die Tür lieber mal geschlossen, bevor die Stimmen wieder die Überhand gewinnen, so wie im letzten Text, auch wenn das Rätsel um Alice so kaum lösbar ist.

Alice war ein Eindringling in einer Welt die perfekt in ihrem Chaos funktioniert hat. Doch sie konnte sich niemals im Wunderland einleben, wollte immer alles verändern. Und am Schluss hat sie alles durcheinander gebracht und es dann einfach verlassen. So kann man das ganze auch sehen. Alice ist schließlich nur eine Geschichte. Man schließt das Buch und alles ist vorbei.

Don't you draw the queen of diamonds, boy
She'll beat you if she's able
You know the queen of hearts is always your best bet
The Eagles - Desperado

Wenn wir ein faires Rätsel nicht lösen können, d.h. ein Rätsel mit einer eindeutigen Lösung, dann liegt es nicht am Rätsel, sondern an uns selbst. Dann sind wir wohl einfach nicht in der Lage den letzten (Gedanken)schritt zu machen und die Lösung zu erkennen.
Genau so wie wir oftmals die Realität nicht erkennen können. Wir sehen nur so viel wie unsere Augen wahrnehmen können und erkennen nur so viel, wie unser Verstand begreifen kann. Während manche einen Zauberwürfel innerhalb von Sekunden lösen können, verzweifeln andere Jahrelang daran. Ist somit das Leben selbst ein großes Rätsel? Schließlich beschäftigen sich doch so viele Menschen mit dem Sinn des Lebens, doch eine eindeutige Antwort hat noch niemand dazu gefunden. Fakt ist jedoch, dass wir das Leben nur so weit wahrnehmen können, wie es uns unsere Sinne und unser Verstand ermöglichen. Und manchmal sind wir dahingehend doch (noch) sehr beschränkt.

“Behold yon miserable creature. That Point is a Being like ourselves, but confined to the non-dimensional Gulf. He is himself his own World, his own Universe; of any other than himself he can form no conception; he knows not Length, nor Breadth, nor Height, for he has had no experience of them; he has no cognizance even of the number Two; nor has he a thought of Plurality, for he is himself his One and All, being really Nothing. Yet mark his perfect self-contentment, and hence learn this lesson, that to be self-contented is to be vile and ignorant, and that to aspire is better than to be blindly and impotently happy.”

Edwin A. Abbott - Flatland: A Romance of Many Dimensions

Und hier schließe ich den Kreis und diese Reihe mit einem sehr kleinen Kreis, der eigentlich kein Kreis ist, sondern ein Punkt. (Punkt)