Donnerstag, 25. August 2016

Motivation - kann man das essen?

Nachdem ich vorne auf der Bühne stand und mein Gedicht vorgetragen hatte, fragte mich einer der anderen Teilnehmer, der mit mir am Tisch stand, warum ich eigentlich schreibe.

Und ich hatte keine Antwort. Jedenfalls nicht sofort, also ging ich in mich und suchte danach, doch er unterbrach mich.

"Für mich ist das schreiben eine Art Katharsis, verstehst du was ich meine?"
Ich nickte.
"Kennst du das Wort, Katharsis? Eine Art innere Heilung. Deshalb schreibe ich."
Ich nickte nochmals.
"Im Prinzip ist es mir egal, ob jemand meine Gedichte liest oder nicht, Hauptsache ich komme dabei voran."
Diesmal nickte ich nicht. Ich unterbrach ihn, zeigte auf die Bühne und sagte: "Meine Gedichte sind für da oben."


Befragt man Google dazu, wie man sich am besten zum Schreiben motivieren kann, bekommt man sehr schnell einen Haufen Tipps, die einem helfen sollen. Wer so etwas hier sucht, kann gleich aufhören weiter zu lesen, denn das hier wird sehr subjektiv und keinem so richtig weiter helfen. (Wobei ich auch bezweifle, dass "Schreib 50 Worte. JETZT!" einem wirklich weiterhilft.)

"Such dir einen Menschen aus, der dir am Herzen liegt und schreibe nur für diese eine Person. So mache ich das immer." Und es geht bei mir sogar noch weiter, ich male ganze Bilder oder baue irgendwelche Sachen oder steige eben auf eine Bühne, vor mir vollkommen unbekannten Personen und trage meine Werke dort vor. Nur wegen einer einzigen Person. Und es ist nicht mal Lob, den ich dann suche oder Anerkennung, es ist vielmehr eine Art ein kleines Zeichen zurück zu lassen und Emotionen hervor zu rufen.

Es geht aber noch weiter. Ich schreibe nämlich gar nicht selbst. Jedenfalls nicht immer.
Im Wind hörte ich mal die Worte: "Ich bin schwanger mit Ideen, die dann in mir heranwachsen, bis schließlich ein Text geboren wird." (Jedenfalls ist es so irgendwie gewesen, der genaue Wortlaut ist hier auch vollkommen irrelevant)
Schön wäre es, wenn es für mich denn so wäre. Nein, mir bleibt oftmals nicht einmal die Zeit mich auf das Schreiben vorzubereiten.
Ich wache mitten in der Nacht schweißgebadet auf, greife nach einem Stift und einem Stück Papier und dann fließt alles heraus. Dies ist natürlich nur der Extremfall (obwohl so meine schönsten Gedichte entstanden sind.)
Der andere Fall sieht so aus, dass ich mich vor ein leeres Blatt Papier setze, meine Person und die Message, die ich übermitteln will, vor Augen habe und dann einfach drauf los schreibe.
Und der Idealfall beinhaltet eine Mischung aus beidem. Ich habe mein Ziel vor mir und es regnen Textfetzen auf mich hernieder, die ich dann nur aufheben und aufs Papier bringen muss. Diese Texte landen dann beispielsweise auf Fahrkarten der Deutschen Bahn, zur Belustigung vieler Schaffner.


Vielleicht mache ich es mir ja auch zu leicht. Vielleicht muss man tatsächlich jeden Tag etwas schreiben um ein Gefühl dafür zu entwickeln. Vielleicht schränkt man sich dadurch aber auch selbst ein, indem man das Ganze nur noch mechanisch macht und die Kunst aus den Augen verliert.

Vielleicht schränke ich mich jedoch dadurch ein, dass ich immer nur einer Person schreibe.

Dann versuche ich es mal zu ändern, indem ich 50 Worte schreibe. JETZT!:

Schwarze Löcher sind in Wirklichkeit gar nicht schwarz. 
Sie sind umgeben von Licht. Nur können wir dieses Licht in der Regel nicht wahrnehmen. 
Sie sind sehr massereich, wahrscheinlich die massereichesten Objekte im Universum. Aber ich sage lieber schwerwiegend dazu. 
Sie haben eine Anziehungskraft, der keiner entgehen kann, selbst ich nicht.


Für mehr reichen die 50 Worte (JETZT!) leider auch nicht aus.  Aber wer weiß, vielleicht reicht es dafür, von schwarzen Löchern zu träumen und ihnen dann Gedichte zu schreiben.